Eigentlich wende ich die Methode “Touch-Turn-Talk” in den unteren Klassen an, wenn ich in Englisch kleine, spontane Redeanlässe schaffen möchte, zum Beispiel um Vokabeln in Sätzen üben zu lassen oder um sich untereinander besser kennenzulernen. Die Methode ist recht simpel:

Man hat mehrere Karten mit Wörtern oder Bildern verdeckt auf dem Tisch ausgelegt.

Der Schüler zieht eine Karte (= touch),

dreht sie um (= turn), hat ein paar Sekunden zum Nachdenken

und redet dann darüber, was ihm zu dem Wort oder dem Bild einfällt (= talk).

In meinem Englisch-LK habe ich sozusagen das nächste Level ausprobiert.

Hintergrund

In unserer Reihe zum American Dream haben die Schüler anfangs die dazugehörigen Konzepte kennengelernt,  wie Salad Bowl oder Frontier. Im Lektüreteil lasen wir A Raisin in the Sun von Lorraine Hansberry. Da dieses Drama mitten in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung spielt, haben meine Kollegin und ich nebenbei eine Wandzeitung von den Schülern erstellen lassen. Diese hingen wir im Raum auf, verteilten jedes Ereignis an je einen Schüler, der dann sein Jahr mit einem Bild und einem QR-Code ausfüllen musste, der wiederum zur Präsentation verlinkte.

So kam einiges an Inhalt zusammen und man kann sich vorstellen, dass man als Schüler wirklich viel lernen und leisten musste, auch im Hinblick auf die Klausur. So kam die Idee des Touch-Turn-Talk. In dem (wirklich hervorragenden) Unterrichtsmodell Einfach Englisch von Schöningh gibt es bereits eine Auswahl an möglichen Begriffen für das Stück selbst., die meine Kollegin und ich mit Schlagwörtern zum Theorieteil und der Bürgerrechtsbewegung erweitert haben:

Durchführung

Erste Phase: Die Schülern saßen in Kleingruppen zusammen und haben drei Kärtchen mit den Begriffen gezogen. Sobald alle Karten verteilt waren, konnten die Schüler ihre Karten umdrehen, kurz über den ersten Begriff nachdenken und in ihrer Gruppe darüber erzählen. Sie mussten pro Begriff mindestens eine Minute reden. Die Gruppenmitglieder gaben dann Rückmeldung und konnten eventuell fehlende Informationen ergänzen.

Zweite Phase: Die restlichen Kärtchen legte ich verdeckt auf das Lehrerpult. Nachdem alle Gruppen fertig waren, sollten freiwillige bzw. in den Gruppen geloste Schüler nach vorn kommen, eine Karte ziehen und nun dem Kurs erzählen, was sie darüber wissen. Auch hier gab es Rückmeldung und Erweiterungen aus dem Plenum.

Dritte Phase: Während des Vorstellens haben einige Schüler und auch ich gemerkt, dass mit manchen Begriffen noch nicht so viel verbunden werden konnte. Daher habe ich die gesamte Liste an Begriffen den Schülern online zur Verfügung gestellt, sodass sie zu Hause nochmals nachprüfen und wiederholen konnten. Wer wollte, konnte nochmals eine Minute über einen Begriff reden und mir die Aufnahme davon zusenden.

Fazit

Das eigentlich negative Gefühl der “Lücke”, die manchem Schüler bewusst wurde, konnte ich durch diese Methode in eine Chance umwandeln. Der “geschützte Raum” in der Kleingruppe unter ihren Freunden wirkte unterstützend mit. Sie hatten außerdem die Möglichkeit mich zu fragen, wenn sie überhaupt nicht weiter wussten, und/oder auch eine kurze Recherche mit ihrem Smartphone durchzuführen.

Das kleine Experiment auf “Level 2” hat also gut geklappt und ich kann es auch zur Wiederholung und Prüfungsvorbereitung weiterempfehlen!

Die Emojis sind von emojione.com

Update

Mittlerweile habe ich diese Methode auch im Geschichtskurs kurz vor dem Abitur durchgeführt. Hier hatten wir folgende Option:

Alle Kärtchen werden komplett 
auf dem Tisch ausgebreitet. Eine 
Person, z.B. der jüngste Schüler, 
zieht eine Karte, liest den Begriff 
laut vor und legt ihn aufgedeckt 
in die Mitte.
Alle Personen notieren sich 2-3 
Ideen, die sie selbst zu dem 
Schlagwort hätten.
Der Schüler, der die Karte auf-
deckte, erklärt den Begriff, die anderen ergänzen und/oder stellen Fragen. Die Lehrkraft kann bei Unklarheiten zu Rate gezogen werden.
Im Uhrzeigersinn geht es nun weiter.

In Geschichte fanden sie es vor allem gut, dass erstens, durch das Zufallsprinzip jede Epoche durcheinander Thema war, und zweitens, dass wenn man selbst nicht weiter wusste, immer die Gruppe weiterhelfen konnte.
Kleiner Hinweis: Wir führten diese Methode durch, nachdem alle Wiederholungsreferate durch die Expertenteams vorgetragen waren. D.h. auch, dass fast in jeder Gruppe mehrere Epochen durch Experten vertreten waren.

Die Begriffsliste für Geschichte habe ich selbst erstellt, daher kann ich sie gern zur Verfügung stellen:

Übrigens geht das auch digital! Das habe ich im Distanzunterricht ausprobiert und für euch zwei Erklärvideos gemacht, wie man das in PowerPoint bzw. Keynote erstellt. → zum Beitrag

11 Kommentare

  1. Hallo Nina,
    danke für die Inspiration. Ich plane gerade deine “TTT”-Methode in meiner Abschlussklasse umzusetzen. Schöne Idee!
    Grüße aus Berlin,
    Milena

    • Hallo Milena!

      Das freut mich, dass ich direkt inspirieren konnte 🤗 Viel Spaß beim Ausprobieren und Umsetzen – würde mich über ein kurzes Feedback freuen, wie es geklappt hat und angenommen wurde!

      Viele Grüße
      Nina

  2. Wow, also ich bin immer mehr begeistert von deiner Seite – du hast echt so so tolle Ideen! WIe schaffst du es diese zu ‘sammeln’ und die dann immer wieder einzubinden? Ich bin dann so überwältigt und vergesse einfach so viel … vielleicht sollte ich eine Art Kartei oder so etwas anlegen … jedenfalls sitze ich gerade an meinen Stundenplanungen und bin total motiviert wegen deiner Seite und total baff was für tolle Dinge es doch gibt! 🙂 Ich glaube diese Methode werde ich mit meiner Oberstufenklasse morgen ausprobieren … sofern es passt, muss ich noch schauen 😀 Vielen, vielen Dank auf jeden Fall!

    • Vielen Dank für deine lieben Worte, Jenny!
      Mhmh.. Na ja. Egal wo ich bin oder was ich gerade mache, manchmal kommt mir so eine Spontanidee und dann überlege ich, ob man sie umsetzen könnte. Manchmal klappt’s, manchmal nicht so gut. Aber dafür ist das Ausprobieren ja da 😉 Einfach Mut haben, auch die anfangs verrückt erscheinenden Geistesblitze einzusetzen – und Schülerrückmeldung einholen, das hilft sehr weiter!
      Viele Grüße und berichte, ob/wie es geklappt hat!

  3. Ich habe TTT auch gerne in der ABI Vorbereitung genutzt: habe die wichtigen Schlagworte zu allen Themen als große Post-its oder Mod-Karten an die Tafel gepappt. Dann konnte jeder, der sich bei einem Themengebiet sicher war nach vorne gehen, den Begriff “touchen”, sich umdrehen und darüber allen einen kurzen Vortrag geben. So war direkt noch Bewegung drin. Aber deine Variante finde ich auch super zum Wiederholen vor der Klausur. Danke 🙂

    • Auch eine coole Variante – bei so “großen” Themen wie im Abitur ist es legitim und wichtig, dass sie den Begriff sehen und nur dann nach vorne kommen und vor der Klasse sprechen, wenn sie sich sicher sind. Bald ist es bei uns ja auch wieder so weit. Da bietet sich ja dann deine Variante an 😉

  4. Vielen Dank für die Anregungen. Ich habe so etwas ähnliches in Geschichte schon mal mit einem Schlagwort-Zettel gemacht, aber das Ziehen von Begriff macht die Sache noch reizvoller. Wird morgen für die Klausurvorbereitung gleich ausprobiert.

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