Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet voran. Sie ist also “nix was kommt – sie ist schon da.“ wie Anette Bronder, Geschäftsführerin Digital Division der T-Systems GmbH, es letztens auf den Punkt brachte.

“Gesellschaft” bedeutet also, dass alle Bereiche von der Digitalisierung betroffen sind. So tauchen buzzwords wie “Industrie 4.0” und natürlich auch “Bildung 4.0” auf. Warum 4.0, wenn viele, gerade in der Bildung, noch nicht einmal bei 2.0 angekommen sind? (Siehe hierzu einen wunderbaren Artikel von Gert Egle.)

In der Bildung bekommt die Aussage “von der Digitalisierung betroffen” daher oft einen recht negativen Beigeschmack:

Als medieninteressierter und engagierter Lehrer ist man oft betroffen von der schlechten Infrastruktur: langsames Internet mit einigen Ausfällen, meist nicht vorhandenes WLAN.

Man ist häufig betroffen von der schlechten Ausstattung: Computerräume mit Computern, die mit XP laufen, Tageslichtprojektoren (!), die nur noch ein kleines rundes, schwach beleuchtetes Bild an die Wand projizieren.

Und man schaut oft ganz betroffen, wenn man Kollegen oder Vorgesetzte hört, die Medien im Allgemeinen entweder verteufeln oder meinen, dass in ein paar Jahren sowieso wieder alles überholt ist und man deswegen erst gar nichts anschaffen sollte.

Trotzdem soll man als Schule natürlich “mitmachen”:  Also werden neue Konzepte wie der Medienpass NRW mal eben ‘von oben’ eingeführt und ‘nach unten’ zur Umsetzung gegeben. Keine Frage, es stehen tolle Dinge in diesem Konzept! Am Ende könnte man sogar wirklich meinen, dass unsere Schülerinnen und Schüler damit medienkompetent werden. Aber bitte wann? womit? durch wen?

Von vielen Schulen wird daher ein neues Medienkonzept erstellt. Alle Lehrkräfte, versammelt in ihrer Fachschaft, sollen sich passend zu ihrem eigenen Lehrplan überlegen, an welcher Stelle welcher Medieneinsatz sinnvoll wäre. Daraufhin sollen sie einen Plan aufstellen, wo sie welche Medien einsetzen würden. Merkt man die Krux an dieser Stelle nicht? Die gleichen Lehrer, die unter neuen Medien den OHP verstehen, sollen also nun eine Empfehlung für modernen und effektiven Medieneinsatz geben?!

Man dreht sich also im Kreis. Im eingangs erwähnten Artikel von Gert Egle steht am Ende, dass der Lehrer selbst die Entscheidung treffen und somit den ersten Schritt machen muss. Ich gehe also den ersten Schritt Richtung Veränderung und Umsetzung und habe mir eine Checkliste erstellt:

  • Durchführung einer Umfrage im Kollegium auf mehreren Ebenen (Fragen müssen noch genauer ausformuliert werden):
    • Einschätzung des eigenen Umgangs mit Medien allgemein (oft – selten – nie)
    • Einschätzung der eigenen Medienkompetenz
    • Interessen an (interner) Fortbildung
    • Interesse an WLAN in der Schule und Nutzen im Unterricht
    • Wünsche für mediale Anschaffungen in der Schule
  • Gründung einer inoffiziellen Steuergruppe mit weiteren Interessierten: Auswertung der Ergebnisse der Umfrage, Ausarbeitung von Vorschlägen für die Schulleitung
  • Reflexion des eigenen Unterrichts: wo und wie kann ich mit den Mitteln, die ich bisher habe, noch mehr Medien einsetzen und im Sinne der Medienkompetenz bzw. des Medienpasses die Schüler fördern?
  • weniger aufregen, aber motiviert bleiben 😎

 

So, nun fühle ich mich besser, reflektiert sozusagen, und mit konkretem Ziel: auf geht’s!

Photo credit: https://pixabay.com/de/sozial-soziale-netzwerke-1206610/

 

11 Kommentare

    • Ich hatte erst heute richtig Zeit, mir alles genau anzusehen, daher antworte ich dir erst jetzt auf deinen sehr hilfreichen Kommentar.
      Die Materialien des Auditing Tools sind wirklich toll! Allerdings sind sie an mancher Stelle, wie so oft im didaktischen Bereich, zu weit formuliert. Als gute Grundlage sind sie aber goldwert! 😃👍🏻

  1. Stehe gerade genau an derselben Stelle und merke, dass es schwer ist, voranzukommen. Mir wurde empfohlen, die Kompetenz-Matrix des Medienpasses in die Fachschaften hineinzugeben und von diesen nur knapp ausfüllen zu lassen, welche Kompetenzen sie in welcher Klassenstufe erfüllen – und das Ganze dann am Ende zusammenzuführen. So kann man nachhalten, welche Kompetenzen abgedeckt sind und an welchen Stellen man nacharbeiten muss bzw. wo schlicht die Ausstattung fehlt. Das kann dann gut als Hebel für Auseinandersetzungen mit dem Schulträger dienen, aber auch aufzeigen, wo u. U. Fortbildungsbedarf nötig ist.

      • Mache mich auch gerade auf den Weg und kann leider noch nicht von konkreten Erfahrungen berichten. Werde aber den an die Fachvorsitzenden schicken und diese bitten, mir diesen grob auszufüllen. Ein Beispiel dazu findet man im Leitfaden zum Medienpass auf Seite 9. Es hilft gewiss, einen Überblick zu bekommen, da man ja oft gar nicht weiß, was in den anderen Fächern schon alles gemacht wird, von dem man gar nichts ahnt.

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