Die letzten Tage vor den Sommerferien sind oft geprägt von Müdigkeit, Trägheit und Lustlosigkeit. Ich rede hier nicht (nur) von den Lehrkräften, sondern vor allem auch von den Schülern! Sie wissen, dass irgendwann die Zeugniskonferenzen sind und die Noten feststehen. Übersetzt in Schülersprache heißt das: “Ich muss nichts mehr machen, jetzt erst recht.”

Meine Überlegung also für die (vor)letzte Lateinstunde: eine Schatzsuche auf dem Schulgelände! Als “Digitalo” verstecke ich natürlich keine simplen Papierschnipsel unter irgendwelchen Steinen, sondern kombiniere digital mit analog. Heraus kommt eine Sammlung von Übungen, die man über QR-Codes abrufen und dann spezielle Lösungsteile kombinieren muss, um zum nächsten Ort zu gelangen.

Im Detail sieht das so aus:

  1. Schüler im Voraus informieren:
    • sie müssen ihr Smartphone dabei haben und über (geringes) Datenvolumen verfügen
      → mindestens ein Gruppenmitglied
    • sie müssen in der Lage sein, QR-Codes zu scannen
      → z.B. NeoReader oder barcoo (beide kostenlos)
  2. Geeignete Verstecke auf dem Schulgelände suchen
    • nicht zu offensichtliche Orte wählen!
    • nicht zu schwierige Orte wählen!
    • Orte so auswählen, dass man immer noch leicht alle Schüler im Blick halten kann
  3. Übungen erstellen
    • in den Weiten des Internets gibt es (noch) nicht so viele Angebote für den Lateinunterricht; oft werden Online-Übungen angeboten, die man aber recht einfach für dieses Spiel umwandeln kann
      Übersicht
    • Inspiration bei Begleitmaterialien des Schulbuchs holen und eigene Übungen erstellen
      ⚠️ Achtung: Kopierschutz!
      → ich arbeite mit Felix Neu und dazu gibt es zwei Hefte “Rätseln und Spielen

      Dieses Beispiel wiederholt Vokabeln und greift dabei auf die Englischkenntnisse der Schüler zurück. Der lateinische Satz ergibt “Nunc hospes in umbra sedet.” Die angegebenen Buchstaben sind T+U+H+A, sodass man die nächste Übung in/an der “Turnhalle” findet.

    • die Verstecke sollten daher vorher klar sein, sodass man auf den einzelnen Übungen die Hinweise und Tipps angeben kann, wie/wo man die nächste Übung findet
  4. Übungen hochladen
    • einfachste Variante: schuleigene Plattform nutzen, zu der die Schüler Zugang haben und Dokumente dort ablegen
    • machbare Variante: man lädt die Dokumente einzeln in einen Cloudspeicher (z.B. GoogleDrive) oder erstellt dafür einen kostenlosen Blog (z.B. bei WordPress.com), bei dem man ebenfalls Dokumente in der Basisversion hochladen kann
      → wenn man den Blog passwortgeschützt haben möchte, sodass kein anderer die Beiträge sieht, gibt es hier eine Erklärung (auf Englisch) von Richard Byrne (ab Minute 1:06 erklärt er WordPress)
  5. QR-Codes erstellen
    • am einfachsten geht es mit dem QR Code Generator: “URL” auswählen, den Link der hochgeladenen Übung eingeben, QR-Code als Bild herunterladen, ausdrucken
  6. Blätter mit QR-Codes an zuvor ausgewählten Orten aufhängen
    • Tipp 1: je nach Wettersituation ausdruckten Code in Klarsichthülle packen und aufhängen, die Folie stört nicht beim Scannen!
    • Tipp 2: wenn möglich, am besten eine Freistunde nutzen! Es braucht zwar nicht so viel Zeit, aber wenn die Schüler selbst im Unterricht sind, können sie den Lehrer weniger beobachten, wohin er geht, um die Blätter aufzuhängen!
  7. “Schatz” bereithalten
    • die schnellste Gruppe (die auch noch das richtige Lösungswort bzw. -satz nennen kann) erhält einen kleine Preis
      → die Freude über Mini-Beutel Süßigkeiten ist meist groß 😎
  8. Arbeitsblatt als Übersicht für die Schüler erstellen:

Mit dem Videoexperten möchte ich sicherstellen, dass die Gruppe die Lösung selbst gefunden und nicht einfach von einer anderen Gruppe abgeschrieben hat. Der Lösung aus allen Stationen garantiert, dass alle Aufgaben bearbeitet werden und nicht nur etwas geraten wird.

 

Hinweise:

  • darauf achten, dass die hochgeladenen Dokumente nicht zu groß sind, da sonst das Laden auf dem Handy zu lange dauert
  • nicht zu viele und vor allem nicht zu komplexe Übungen erstellen! ein Kreuzworträtsel ist als Aufgabe im Unterricht gut geeignet, für eine Schnitzeljagd dauert es aber zu lange!
    → vier bis fünf Übungen reichen für 45 Minuten, “Auflösen” der Tipps und Laufwege brauchen auch ihre Zeit
  • wenn es kein WLAN gibt und auch die Mobilfunkverbindung schlecht ist: die Übung einmal ausgedruckt mit den Tipps parat haben und (stattdessen) in die Klarsichthülle des QR-Codes stecken; die Schüler können sich ein Foto von der Übung machen und trotzdem haben alle Gruppenmitglieder die Übung vor sich

 

Weitere nützliche Tipps:

 

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Photo credit: Von Harvard Law Record from Cambridge, USA – 1L-LLM Scavenger Hunt, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40071443 via Wikimedia Commons

7 Kommentare

  1. Toll, Nina! Ich sehe Dich förmlich vor mir, mit welchem Eifer Du die Aufgaben vorbereitest. Es macht echt Spaß, Dir dabei “zuzusehen” und dabei gleichzeitig zu lernen. Danke dafür!
    Ansonsten kommt mir grad der Gedanke, dass sich so eine “digitale Schnitzeljagd” vielleicht auch gut eignet, mit dem Kollegium einen “Fortbildungsworkshop” zu machen – als freudbetonter Einstieg quasi. Wie auch immer – coole Idee!

  2. Sehr schöne Idee! Wenn der Lehrplan hier nicht so voll mit Inhalten wäre, könnte ich das echt mal ausprobieren. Aber vor allem in Latein ist schon alles gesteckt voll. Bis in die letzte Stunde :-/

    • Danke! Versuch doch “einfach mal” eine längere Übung nach draußen zu verlegen. Das muss ja auch nicht die ganze Stunde dauern und Latein lernen und üben die Schüler damit [trotzdem] sehr viel 🙂

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