Vernetzung. Ein wichtiges Wort auch für Lehrer heutzutage. Für mich findet diese Vernetzung oft im Netz statt, vor allem bei Twitter. Doch genauso wichtig ist der persönliche Austausch, der “Face-to-Face-Kontakt”, wie viele ihn nennen.

Eine Möglichkeit dazu bot sich mir am Wochenende in Hattingen. Dort fand das EduCamp statt, das insgesamt als sogenanntes BarCamp aufgebaut ist.

Was ist ein EduCamp?

“Den Schwerpunkt der EduCamps bilden zumeist medienpädagogische Fragestellungen, aber auch generell die Formen und Methoden des Lehrens und Lernens. Die Inhalte konzentrieren sich hierbei meist auf den Einsatz von Medien im Bildungskontext und dies sowohl an Schulen und Hochschulen als auch im Unternehmensumfeld.” (Quelle)

EduCamps finden zweimal jährlich statt. Es gibt deutschlandweit einige Organisationsteams, die  einen Ort anbieten, über den dann die möglichen Teilnehmer abstimmen. Das nächste EduCamp findet im Frühjahr 2017 in Bad Wildbad (Baden-Württemberg) statt.

Für weitere Informationen: educamps.org

 

Was ist ein BarCamp?

Ein BarCamp ist eine sogenannte “Un-Konferenz” oder “Mitmach-Konferenz”, bei der die anwesenden Teilnehmer über die Inhalte entscheiden und den Ablaufplan in Zeitblöcken, sogenannten “Slots”, organisieren. Die Teilnehmer können selbst eine sogenannte “Session” halten, in der sie ihre Ideen vorstellen, eine Diskussion führen usw. Diese “Session” dauert in der Regel 45 Minuten.

Daher gilt auch: Ein BarCamp ist nur so gut wie seine Teilnehmer. 😉

 

Was mich zur Teilnahme bewegte

Wie eingangs erwähnt, halte ich Vernetzung für sehr wichtig. Ich möchte gegen das Einzelkämpfertum unter Lehrern angehen, liebe den Austausch und bin immer auf der Suche nach neuen Ideen.

Nachdem ich kürzlich das Format “BarCamp” auf dem Lehrerforum kennengelernt habe, fand ich das Konzept sehr spannend. Vom EduCamp habe ich bei Twitter gehört und mich direkt angemeldet. Außerdem nutzte ich das Wochenende, um meine ehemalige Kollegin und Freundin Frau E wiederzusehen. Wir hatten also ein EduCamp-Date 😉

 

Besuchte “Sessions”

Da das gesamte Wochenende als BarCamp aufgebaut war, gab es dementsprechend viele Sessionblöcke (einen Gesamtüberblick gibt der Sessionplan). Also bemühten Anna und ich uns, möglichst unterschiedliche Themen zu besuchen, damit wir uns danach von allem erzählen konnten.

Ich habe mich für die folgenden entschieden:

(Die Links führen zum Protokoll der Sitzung und/oder zu den Social-Media-Accounts der Teilgebenden)

 

Meine Highlights unter diesen Sessions:

Roboter in der Schule – Sergej Stoetzer:

Ich habe mich verliebt. Und zwar in den kleinen Paul, einen NAO-Roboter. Paul ist ein humanoider Roboter, also ein Roboter mit menschlichen Zügen, der von der französischen Firma Aldebaran Robotics hergestellt wird (weitere Informationen hier).

Ich habe ihn am Abend in der Session von Sergej Stoetzer kennengelernt, der mir bereits als Leiter der Robotik-AG an meiner eigenen Schule bekannt war.

Nachdem ich das Programm Choreographe installiert hatte, konnte ich schon direkt mit der Programmierung loslegen. Da wir uns nicht alle gleichzeitig mit Paul verbinden konnten, hatte man erst einmal die Möglichkeit seinen programmierten Bewegungsablauf beim virtuellen Roboter zu testen. Als ich endlich an der Reihe war, hat Paul seine TaiChiChuan-Künste zum Besten gegeben. Dass dazu auch noch asiatische Musik gehört, zeigte mir der virtuelle Roboter natürlich nicht – ein kleiner peinlicher Moment. 🙃

 

Sketchnotes – Ralf Appelt

Sketchnotes (engl: Sketch = Skizze) “sind Notizen, die aus Text, Bild und Strukturen bestehen. Den Prozess der Erstellung nennt man sketchnoting oder visual note taking. … [Sie dienen dazu], Inhalte verständlicher zu machen und sollen dazu beitragen sich besser an die übermittelten Informationen erinnern zu können” (Quelle).

Ich dachte ja immer, ich kann nicht zeichnen. Ralf, eigentlich Jugendgruppenleiter und mittlerweile wissenschaftlicher Mitarbeiter im Medienzentrum der Universität Hamburg (Quelle), zeigte uns aber, wie einfach solche Sketchnotes “malbar” sind. Meine ersten Versuche überraschten mich dann auch:

Danke, Ralf! Ich habe ein neues Hobby – auf meinem iPad Pro (da habe ich es direkt digital und kann auch mal kleinere Fehler retten).😁

 

Onlinekurs als OER  – Gregory Grund  von Digitale Helden

Die Digitalen Helden sind eine gemeinnützige GmbH, die seit 2014 “den bewussten Umgang mit Internet & Smartphones in Schule & Familie nachhaltig” fördern will (Quelle). Dazu bieten sie ihre Materialien als sogenannte OER, also als “Open Educational Resource” an. Das heißt, die Materialien sind nicht nur frei zugänglich, sondern können kostenlos genutzt und sogar verändert werden, um sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Sie sind mit einer sogenannten “Creative Commons Lizenz” zur Weiterverwendung versehen (Link: Was sind CC?)

Gregory zeigte uns die Materialien zum WhatsApp-Kurs. Schon vor ein paar Wochen habe ich den Kurs und die Digitalen Helden zufällig entdeckt und mir vorgenommen, die Materialien bald einzusetzen. Besonders interessant für mich ist nämlich, dass man die angebotenen Materialien zeitlich flexibel einsetzen kann, beispielsweise an einem Projekttag, aber auch “nur” in einer Doppelstunde. Die nächste Klassenleiterstunde steht also!

Sehr sympathisch fand ich von Gregory, dass er ein wirkliches Interesse an den Anregungen der Teilnehmer hatte und signalisierte, diese auch umzusetzen. Ich glaube auch, dass wir ihn alle überzeugen konnten, den Online-Kurs mit Videos nicht extra als Papierordner mit Kopiervorlagen an die Schulen zu bringen. 🤓 Ein USB-Stick mit den Materialien wäre da allein aufgrund der instabilen Internetverbindungen an vielen Schulen viel sinnvoller – und macht trotzdem Werbung!

 

Das inoffizielle Programm – Austausch am Abend und zwischen den Sessions

In “Bodos Kneipe”, die zum Tagungszentrum gehört, fand Freitag und Samstag Abend natürlich auch die gemütliche Runde statt.

Tobias Himmerich erzählte uns von seinem StartUp mein-schulprojekt.de sowie von eduvation.de. Tolle Ideen, tolle Umsetzung – mal sehen, ob ich es für ein MeetUp nach Bielefeld schaffe.

Lustig war natürlich auch das Treffen der Twitter/#Edchatde-Gemeinde. Man kannte sich, aber irgendwie auch nicht. Meike Isenberg fasste das ganz gut zusammen:

 

 

Eine ungeplante Sessionpause am Samstag war die Folge eines Gesprächs mit Marc Velten, der in Essen für den Verein Medienmonster arbeitet. Wie ich, wurde auch er von nrwision in der Reihe “Digitale Bildung” interviewt. Das Resultat unseres Gesprächs war eine abgefahrene Idee, die am Abend noch verrücktere Formen annahm: Wir wollen die Verschwörung um Caesar und Brutus in meiner Lateinklasse als Gangsta-HipHop-Erklärvideo aufbereiten, die er mit selbstgemachten Beats unterlegt. War was in unserem Tee?!

 

Ausklang am Sonntag

Nach dem wirklich massigen Input am Samstag merkte ich, dass ich ein wenig geschafft war. Hinzu kam, dass der Sonntag Morgen etwas hektisch war:

  • Ich musste packen und mein Zimmer räumen.
  • Beim Frühstück, mal wieder in der Kaffee-Schlange, da es nur einen Kaffeeautomaten gab, waren die kleinen, hakenschlagenden Döpse eine kleine Herausforderung für mich und mein Frühstückstablett.
  • Pünktlich um 9 Uhr musste ich zur Sessionplanung im Forum sitzen.

Dennoch habe ich drei tolle Sessions mitmachen dürfen! Nach einem letzten Snack in der Mensa verabschiedeten Anna und ich uns aber vom EduCamp aus Hattingen und konnten in die Ferien unterrichtsfreie Zeit in NRW starten.

 

Fazit

Beim Lehrerforum lernte ich das BarCamp-Format kennen und rief direkt “BarCamp, alle wollen mehr BarCamp”. Nach zweieinhalb Tagen mit nur diesem Format rufe ich schon nicht mehr so laut: Ich brauche doch etwas mehr Struktur und Organisation.

Nicht falsch verstehen: Die Organisatoren des gesamtem EduCamps #echat16 haben ihre Sache sehr gut gemacht. Meine Sehnsucht nach mehr Organisation ist rein dem Format geschuldet – und ja, die Regeln des BarCamps sind mir durchaus bekannt.

Allerdings spielt ein Faktor für mein Fazit doch eine wichtige Rolle: Das schlechte bis nicht existente WLAN. Hinzu kommt, dass man da oben im Wald (= DGB Tagungszentrum Hattingen) in den meisten Teilen des Areals auch nicht auf seine mobilen Daten zurückgreifen konnte. Ein Bild-Beitrag für Twitter über Edge dauert da schon etwas länger.

Wenn aber der Sessionplan und ihre Dokumentation online ist und die Kommunikation nach außen über Twitter erfolgen soll, dann ist das fehlende Internet schnell ein schlechte-Laune-Faktor. Das fing schon beim Kennenlernen über What3Words* an:

 

 

*What3Words ist ein sogenanntes Geocoding-System, das Koordinaten und somit Adressen aus lediglich drei Wörtern erstellt. “Durch dieses System befindet sich jede Stelle überall auf dem Planeten in einem Quadrat von 3 m x 3 m mit einem eindeutigen Namen.” (Quelle)

Ich finde das Format BarCamp weiterhin sehr spannend und würde es gern mal in der Schule, z.B. an einem pädagogischen Tag ausprobieren, an dem wir Lehrer uns untereinander fortbilden können.

Bei zukünftigen EduCamps werde ich vielleicht eher als Tagesgast erscheinen und bei speziellen Sessions mitmachen oder diese anbieten.

Außerdem habe ich mir vorgenommen, trotz der in der Session “Gute Schule 2020” angesprochenen Probleme, die man als Medienberater mit Schulträgern, Schulen und der eigenen BERATERposition haben kann,  mich für eine der Medienberater-Stellen zu bewerben. Mal sehen!

Angelehnt an die Vorstellungsrunden bei BarCamps, bei denen man seinen Namen und drei Hashtags (#) nennt, die einen ausmachen oder momentan beschäftigen, möchte ich mit vier Hashtags abschließen, die für mich das EduCamp zusammenfassen:

#Sketchnotes, #Roboter, #Chaos, #GangstaShit

 

PS: Ich habe viele Teilnehmer kennengelernt, die Twitter (noch immer) nicht nutzen. Viele sagten, sie verstehen es nicht, wie es funktioniert. Hier verweise ich gern nochmals auf meine beiden Erklärvideos zu Twitter-Grundlagen und der Nutzung von Tweetdeck.

 

Photo credit: http://echat16.educamps.org/wp-content/uploads/sites/23/2016/06/banner_EduCamp-Hattingen-2016.png Mit freundlicher Genehmigung von Guido Brombach 😉 

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