Bausteinprinzip – Buchstäblich!

Ich liebe ja Grammatik, ich muss es nochmals sagen. Gerade auf Latein ist aus meiner Sicht Vieles logisch und strukturiert, sodass man sich das Schema einmal merken und dann damit arbeiten kann.

Genau dieses Prinzip, oder auch die Liebe dazu, wollte ich in meinem Lateinkurs nutzen als es um die Einführung einer neuen grammatischen Zeit ging, dem Perfekt.

Dazu habe ich Karteikarten genutzt, die ich schon mal im Einsatz hatte. Alle sind mit Magnetklebeband auf der Rückseite versehen, sodass sie direkt an die Tafel gehängt werden können.

Einstieg – Wiederholung

Ich habe die blauen (Verbstamm) und orangenen (Personalendungen) Karteikarten wild verteilt an die Tafel gehängt und die Schüler gefragt, ob sie diese ordnen können. Wer einen Vorschlag machen wollte, konnte nach vorn kommen und anordnen.

Leider hatte ich hier noch kein Foto gemacht, daher kurz “nachgebaut”.

Schnell konnten sie eine Gruppierung vornehmen und die Karten “identifizieren”. Ich habe dann die Namen der Konjugationsklassen dazugeschrieben. Sie sollten dann den Infinitiv nennen und erklären, was die Karte zeigt. So haben wir den Begriff “Verbstamm” ebenfalls wiederholt. Dann konnten sie mündlich konjugieren.

Hier sollten ihnen zwei Dinge auffallen und dadurch das Vorwissen aktiviert werden: einmal, das Baustein-Prinzip, dass sich lateinsche Verben aus dem Stamm und einer Personalendung “zusammensetzen”, und die Notwendigkeit weiterer Bausteine, wie z.B. Bindevokale.

Überleitung – Der Brief

Im Lateinbuch Pontes von Klett gibt es immer eine kleine Einführung in die neue Lektion, die sogenante Praeparatio. Sie ist meiner Meinung nach nicht immer komplett passend zu dem, was ich vorhabe, dieses Mal fand ich die Idee aber hervorragend. Ähnlich wie in vielen Englischbüchern orientieren sich die ersten Lektionen in Pontes auch an einer Lehrwerksfamilie, deren Mitglieder in Rom ganz viele Dinge erleben. So auch der Sohn Aulus, der bei den Gladiatorenkämpfen war und seinem Cousin, der auf dem Land lebt, in einem Brief davon berichtet. Auf dem Bild wird gezeigt, wie er den Brief schreibt und in einer Denkblase sind einige Gladiatoren mit bekannten Waffen zu sehen.

Dazu ist der kleine und kurze Brief abgedruckt, sowohl mit Präsens- als auch den neuen Perfektformen. Diesen haben ich vorgelesen und die Schülerinnen und Schüler “entdecken” lassen, was ihnen auffällt. Die Vokabeln waren ihnen bekannt, aber die Endungen waren neu. Besonders gut war, dass auch nur das v-Perfekt verwendet wurde.

Dann habe ich gefragt, ob sie die Verben der Struktur an der Tafel zuordnen könnten. Das gelang ihnen recht schnell, da die Endungen ähnlich waren und sie es damit auch erklären konnten:

Die Frage im Buch lautet “Warum kann man den Inhalt des Briefs nicht im Präsens übersetzen?”. Mit der Beantwortung hatten wir herausgefunden, dass wir für solche Situationen eine andere Zeitform brauchen und sie eine etwas andere Personalendung hat, um sie vom Präsens zu unterscheiden.

Erarbeitung 1 – Die übrigen Formen

Dann schickte ich den Kurs los, sich den Lektionstext genauer anzuschauen und zu scannen, welche weiteren Verben sie finden, damit wir die Liste füllen können. Das hatten sie schnell raus, selbst die Infinitivendung konnten sie erkennen:

Erarbeitung 2 – Das Bausteinprinzip

Mit dieser vollständigen Listen konnte ich nun nochmals das Bausteinprinzip (mit dem v-Perfekt) anwenden: Ich habe jeweils die “Stammkarte” genommen, dann nach dem Perfektzeichen und der Personalendung gefragt. Auch diese Bildung fiel ihnen nun leicht:

Die deutsche Übersetzung wollte ich an dieser Stelle auch einführen, um den Unterschied der Bildung zu verdeutlichen (haben/sein + Partizip). So waren sie auch gewappnet, um die Perfektformen zu übersetzen. Wir haben uns sogar kurz den Spaß erlaubt, auf Deutsch zu konjugieren, was sich gar nicht als sooo schlechte Idee herausstellte 😉

Sicherung – Konjugation im Perfekt

Schließlich sollten sie mit den Perfekt-Endungen üben zu konjugieren. Erst mündlich, dann schriftlich. Hier kam wieder klar der Vorteil der Flügeltafel zum Vorschein. Sie konnten die vorbereitete Tabelle UND die Personalendungen sehen. Die bereits gebildeten Formen trug ich noch in die Liste ein.

Stunde 2 und 3 – Die übrigen Perfekt-Varianten

Für den Einstieg in die zweite Stunde zum Thema nutzte ich wieder die Karteikarten und legte jedem Schüler eine umgedreht auf den Tisch. Sie sollten wieder gruppieren. Die Karten, die übrig blieben, konnte sich jemand vom Pult nehmen, wenn er seine Karte bereits aufgehängt hatte. Auch die Beschriftung sollten sie vornehmen. So haben sie das Tafelbild der letzten Stunde selbst rekonstruiert und konnten dann ihren eigenen Grammatik-Aufschrieb vornehmen.

Als sie die Lektion nach den Endungen gescannt hatten, fielen ihnen bereits die anderen Verben auf, die zB ein “s” oder “u” statt eines “v” in der Mitte stehen hatten. Diese weiteren Varianten waren also Thema der zweiten Stunde. Dazu schauten wir uns die Grammatik-Seiten an und übten die Bildung.

Den Rest der Zeit verbrachten wir mit der Übersetzung (Einzel-, Partnerarbeit, Plenum).

Weitere Stunden – Kleine Übungseinheiten

Ich hatte schon länger überlegt, etwas mit Spielzeugbausteinen zu machen, hatte aber nie ein gutes Angebot gefunden. Als ich dann aber spontan bei Action war, fand ich eine 500er Packung “Building Blocks”. Es gibt sechs verschiedene Farben mit diversen Größen der Steine. Während ich überlegte, wie ich die Farben zuordnen könnte, wurde im Hintergrund fleißig mit den Steinen gebaut, die ich nicht brauchen konnte (was die Partner von Lehrkräften immer aushalten müssen… 😄).

Ich habe mich letzendlich entschieden, die Farben für die verschiedenen Perfekt-Varianten zu nutzen. Das eigentlich Prinzip Stamm + Perfektzeichen + Personalendung ging leider wegen der unterschiedlichen Baustein-Formen nicht auf.

Ich habe dann alles beschriftet und auch an die Seite die Lösung geschrieben, sodass die Schüler sich selbst kontrollieren können. Bisher ist es ein Permamentmarker, perspektivisch würde ich gern kleine Etiketten drucken und aufkleben.

Mal sehen, wie es überhaupt ankommt – das zeigt sich nämlich erst in den nächsten Tagen. Sie sollen ein paar Steine ziehen und dann selbst herausfinden, wie sie sie anordnen können…

Übrigens: In der Zwischenzeit habe ich ein Video (Reel) auf Instagram von Mrs Roberts entdeckt, das eine ähnliche Nutzung für Spanisch zeigt. HIER. Total toll!

Was meint ihr? Wäre so ein Bausteinprinzip auch was für euren Unterricht?

Ein Kommentar

  1. Klasse, wie Sie das, was man auf Papier ja schon lange als Satzschalttafel kennt, für die SuS beGREIFbar machen und mit der Haptik einen weiteren Eingangskanal öffnen und die SuS aktivieren.

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