Fünf Stufen zur Reichsgründung – Eine Storytelling-Einheit

Die gesamte PowerPoint-Präsentation mit allen Bildern und Animationen kannst du dir weiter unten kostenlos herunterladen.

Diese Mini-Einheit für die achte Klasse (bei meinen 70-Minuten-Stunden brauche ich zwischen 2-3 Stunden) auf dem Weg zur Reichsgründung stellt einen Übergang dar.

Hinweis: Man kann Vieles davon auch in der Oberstufe verwenden, sollte dann aber an der ein oder anderen Stelle etwas tiefer in die Materie gehen. An einigen Stellen habe ich dazu Vorschläge gemacht.

Als Abschluss der Einheit zur Revolution nutze ich sehr gern die zugegebenermaßen anspruchsvolle Karikatur „Rundgemälde von Europa im August MDCCCXLIX“ von Ferdinand Schröder. Diese lasse ich in der SEK I gern als arbeitsteiligen Gruppenarbeit analysieren und vergebe die einzelnen Bildelemente als Arbeitsauftrag. Die Lehrerfortbildung BW bietet dazu eine gute Grundlage an (Link)

Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7190636

Bevor es mit der Mini-Einheit zur Reichsgründung los geht, nutze ich die Karikatur wiederum als Einstieg – damit alle nochmals im Bilde sind, was in der Woche zuvor in der Geschichtsstunde passiert ist und sie den Zusammenhang herstellen können. So lautet auch die Frage:

„Was könnt ihr zu dieser Karikatur sagen? Was ist quasi das Fazit nach Ende der Revolution?“
→ Hier verzichte ich ganz bewusst auf eine erneute Beschreibung & Untersuchung, die Karikatur dient hier als Aufhänger.

Aus dem Fazit, dass es mit der Revolution nun in Europa vorbei und die alten Mächte wieder übernommen haben, nutze ich das gleiche Biedermeier-Bild aus der Revolutionseinheit. Dies zeigt den erneuten Rückzug ins Private auf der einen Seite. Da die Schülerinnen und Schüler (SuS) das Bild kennen, sollten sie es auch direkt erklären können. Daher lautet die Übergangsfrage:

„Nach dem Ende der Revolution hatten die Menschen quasi zwei Möglichkeiten, was sie nun tun konnten. Die eine Möglichkeit seht ihr hier – die kennt ihr schon: Was machen die Menschen also einerseits?“

Carl Spitzweg – The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by
DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=159112

Auf der anderen Seite nutze ich ein Bild von einem großen Passagierschiff, um auf die große Auswanderungswelle aufmerksam zu machen.
Dieses Bild ist unbekannt, daher wird es erst einmal genau beschrieben. Dann folgt auch hier die Frage:

„Welche andere Möglichkeit sehen die Menschen noch für sich?“ (Auswanderung)

„Was meint ihr, wohin sind die meisten Menschen auf diesen Schiffen ausgewandert?“ (USA)

Bundesarchiv, Bild 137-041316 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5337519

→ Hier bietet sich immer ein kleiner Exkurs an, den die Lehrkraft kurz vorträgt. Viele der ausgewanderten Revolutionäre haben in den USA kurze Zeit später im Bürgerkrieg für die Nordstaaten gekämpft und sind so, verkürzt gesagt, nochmals für Freiheit, Einheit und Brüderlichkeit eingetreten. Man kann zB sehr viele Gräber mit deutschen Namen aus der Zeit sehen.

Dann geht es zurück zu den deutschen Gebieten.

„Die Idee von einem geeinten Staats musste ja aber nochmals aufgegriffen werden, wie hätten wir sonst heute ein DeutschLAND. Dazu brauchte es diesen Herren.

Beschreibt ihn mal, wie er auf euch wirkt.“
→ die meisten SuS sagen nun ‚nachdenklich’, ‚bestimmt’, ‚autoritär’ – oder auch einfach nur ‚alt’

Bundesarchiv, Bild 146-1990-023-06A / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483482

„Als dieser Mann auf die politische Bühne trat, hatte er ein ganz bestimmtes Motto, könnte man sagen.”

Bundesarchiv, Bild 146-1990-023-06A / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483482

Bevor wir klären, was er damit meint:

Wer kann erklären, was ‚Majoritätsbeschlüsse’ sind? (Evtl. Hinweis auf das englische Wort ‚majority’)

Was sagt er also damit aus?

→ er hält nicht viel von der bisherigen Revolution, vom Parlament, sondern sieht den Krieg als Mittel zum Zweck

„Und genau darauf können wir uns einstellen. Otto Bismarck, so der Name des Mannes, schafft es nämlich mit ganz vielen Zufällen, ausgeklügelten Plänen und auch einem großen Anteil Raffiniertheit etwas zu verändern.

Diese grafische Darstellung habe ich mir überlegt, weil man Bismarcks Vorgehen in fünf Stufen einteilen kann. Bitte bereitet diese Stufen vor, sodass ihr genug Platz habt in die Kästen unten Informationen zu schreiben. Oben die beiden Striche stehen für die Über- und Unterüberschrift. Nehmt das Blatt am besten quer.“

→ Man sollte an dieser Stelle wirklich einige Minuten warten, aber auch erwähnen, dass das Layout später noch verschönert werden kann.

Stufe 1

„Erst einmal fängt alles damit an, dass es einen neuen preußischen König gibt: Wilhelm I. Ihr seht, seine Krönung war sehr prunkvoll, wie sie in diesem Gemälde festgehalten wurde.

Adolph von Menzel – Wulf D. Wagner, Heinrich Lange: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte.
Schnell Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1953-0, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10295081 

Nun muss er sich auch als neuer König etablieren, also er muss für etwas stehen, damit die Leute überhaupt merken, dass da jemand Neues ist.

Was denkt ihr, was könnte so ein neuer König machen?“ (individuelle Antworten)

„Wilhelm I. war vor allem vom Militär begeistert. Er wollte, dass das preußische Militär so richtig schön neu ausgestattet wird.

Was braucht aber auch ein König, wenn er neue Waffen, Uniformen usw. haben will?“ (Geld)

„Ganz genau. Und das konnte Wilhelm I. in Preußen nicht selbst entscheiden, sondern musste das preußische Parlament fragen, sie mussten das Geld dazu genehmigen. Eigentlich. Die Abgeordneten fanden aber, dass Preußen das Geld für viele andere Dinge besser gebrauchen konnte als für das Militär. Sie lehnten also ab. Das wollte der neue König nicht auf sich sitzen lassen und wendete sich an Otto Bismarck.

 Unidentified painter – http://www.deutsche-und-polen.de/_/personen/person_jsp/key=otto+von_bismarck.html,
Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2117911

Der sollte sein neuer Ministerpräsident werden und ihn unterstützen.

Jetzt seid ihr wieder gefragt: welchen Vorteil hat denn ein Ministerpräsident gegenüber den Abgeordneten?“

(Evtl. als Beispiel des jeweiligen MP des Bundeslandes nehmen → Er ist ihr Chef.)

„Eben. Aber Bismarck war sogar noch ein bisschen raffinierter: er hat nicht nur einfach für das Parlament das Geld bestätigt, sondern fand auch noch eine Verfassungslücke, die seiner Meinung nach dem König das letzte Wort gab, wenn sich König und Parlament uneinig waren.

In der Oberstufe würde hier nun bspw. die Lückentheorie genauer erörtert.

Also setzten sich Bismarck und Wilhelm I über das Parlament hinweg und bewilligten das Geld für das Militär. Deshalb spricht man von einem Heeres- und Verfassungskonflikt. Die Heeresreform wurde eingeleitet. Das ist die erste Stufe:“

Stufe 2

„Zwei Jahre später mischt sich Dänemark wieder ein. Der neue dänische König Christian IX. wollte die sprachlich und kulturell deutsch-dänisch gemischten nördlichen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg in Dänemark eingliedern.

Henrik Olrik – https://www.kongernessamling.dk/amalienborg/object/christian-9-1871/,
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3198343

Ihr kennt ja bereits den Nationalstaatsgedanken im 19. Jahrhundert. Doch ihr wisst auch, dass einige dieser Herzogtümer Teil des Deutsches Bundes waren.

Beide Seiten können sich nicht einigen, was passiert also?“ (Krieg)

„Ganz genau, es kommt zum Krieg zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund, vor allem Preußen und Österreich an der Spitze. Deswegen wird er ‚Deutsch-Dänischer Krieg’ genannt.

Was meint ihr denn, wer gewinnt und warum?“ (Individuelle Antworten)

 Malte89 – Eigenes Werk based on File:Karte Deutsch-Dänischer Krieg.png by NordNordWest,
CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51357020

„Erst gab es ein bisschen Hin und Her, aber dann sind Preußen und Österreich siegreich. Das hängt vielleicht auch schon mit der Heeresreform zusammen. Behaltet das mal im Hinterkopf. Damit haben wir Stufe 2:“

Stufe 3

„Aber was passiert denn nun mit diesen Herzogtümern? Ich würde sagen, es gab mindestens drei Optionen.

Könnt ihr euch vorstellen, welche?
→ Komplette Eingliederung in den Deutschen Bund als eigenständige Herzogtümer, Annexion von Preußen, Annexion von Österreich

„Nun ja, wir kennen ja das Motto der Zeit: Preußen und Österreich können sich nicht einigen, es kommt also zum Krieg. Zu einem sehr kurzen Krieg.

Was meint ihr wieder, wer gewinnt?“
→ individuelle Antworten und Begründungen, diesmal sollte aber Preußen überwiegen

„Genau, Preußen gewinnt. Und war in der Schlacht von Königgrätz.

Schaut euch mal das Gemälde an: ist der Maler eher auf preußischer oder österreichischer Seite? Woran macht ihr das fest?“
→ preußischer König Wilhelm in der Mitte hoch zu Ross (mit Bismarck und Friedrich Wilhelm)

Christian Sell – http://www.preussen-chronik.de/_/bild_jsp/key=bild_658.html,
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39903118

Preußen gewinnt zwar, aber sie betrachten Österreich weiterhin als ‚Bruder’. Das kann man auch daran sehen, dass Österreich keine Gebiete abgeben muss und wenn überhaupt nur sehr wenig Reparationen, also Entschädigungsgelder, zahlen muss. Ein Krieg war zwar unumgänglich, aber ganz kränken wollte man den Nachbarn wohl doch nicht.

Aber: Sie waren ja Bundespartner. Also wird Österreich aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen.

Wie man jetzt sah, konnte es auch zum Krieg zwischen den beiden größten Mitgliedsstaaten kommen. Also ist der Bund an sich gar nicht mehr sinnvoll. Er wird schließlich aufgelöst. Damit ist Stufe 3 vollständig:

Fun fact am Rande:

Ihr erinnert euch ja hier an die Heeresreform und den Konflikt. Nach den zwei gewonnenen Kriegen bestätigt das preußische Parlament übrigens doch noch rückwirkend die Heeresreform von 1862. War also doch nicht so schlimm, dass man so viel Geld für das Militär ausgegeben hatte…

In der Oberstufe würde ich hier bspw. genauer auf die spätere Legitimierung im Parlament eingehen.

Stufe 4

„Der Deutsche Bund ist also aufgelöst, der Konkurrenzkampf zwischen Preußen und Österreich ist vorbei, Preußen hat sich als Macht etabliert. Aber so ganz ohne Bündnispartner lebt es sich nicht so gut. Bismarck bereite seinen nächsten Schachzug vor: er will alle Staaten nördlich des Mains mit Preußen verbünden:

 kgberger – own drawing/Source of Information: Putzger – Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965,
CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1763593

Er gründet den Norddeutschen Bund – ihr wisst ja, die Namen sind nie so originell, dafür leicht zu merken – unter preußischer Führung versteht sich.

In der Oberstufe würde ich hier den Norddeutschen Bund genauer thematisieren: einmal als Kompromisslösung Bismarcks mit der liberalen Bewegung (Übernahme des Wahlrechts aus der Paulskirchenverfassung, usw.) und andererseits in Bezug auf den ‘Spannungsabbau’ zwischen den deutschen Staaten, die einerseits auf preußischer und andererseits auf österreichischer Seite gekämpft haben.

Jetzt kommt aber der Clou: Auch mit den süddeutschen Staaten geht er ein Militärbündnis ein, ein sogenanntes „Schutz- und Trutzbündnis“. Das steht für Schutz und Verteidigung – wenn also etwas passiert, kann man auf die Unterstützung auch dieser Staaten hoffen. Jetzt denkt ihr euch wahrscheinlich, warum ich sagte, das sei ein Clou: Diese Schutz- und Trutzbündnisse waren geheim! Davon wussten nur die Regierungen der Mitgliedsstaaten, aber sonst niemand. Auch das ist eine Sache, die ihr im Hinterkopf haben solltet. So sieht unsere Stufe 4 aus:“

„Nun sieht es ja schon so aus, als würde Preußen noch mächtiger. Außerdem wirkt es ‚einend’: viele Gebiete wurden preußisch gemacht, also annektiert, zusätzlich ist Preußen der Anführer des Norddeutschen Bundes.

Dazu gibt es eine passende Karikatur – beschreibt sie mal!
(Pickelhaube, Hand, kleine Staaten darunter, Überschrift)

Unbekannter Zeichner – Kikeriki, 22. August 1870 (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=18700822&zoom=33),
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9675349 


„Zu dieser Karikatur gehört noch eine Bildunterschrift.

Wer kann die Redewendung ‚(etwas) unter einen Hut kommen / bringen’ erklären?“ (alles zusammen bringen, alles schaffen)

„Genau, nur schreibt hier der österreichische Karikaturist noch ‚Wohl eher unter eine Pickelhaube’ dazu.

Damit könnt ihr die Aussage der Karikatur erklären, oder?“
(Deutschland wird immer mehr unter preußische Führung gebracht und die anderen, kleinen Staaten verschluckt / unterdrückt)

Stufe 5

„Mit dieser Idee der Karikatur kommen wir zur fünften und letzten Stufe. Wir sind im Jahr 1870/71 angelangt.

Hier muss man sagen, für diese Ausgangslage konnte Bismarck wirklich nichts. Er wusste sie nur gut zu nutzen:

Es hat mit dieser Dame hier zu tun: Königin Isabella II. von Spanien.

 L. Mouton – http://www.tumblr.com/tagged/isabel%20ii?language=es_ES, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26011053
Autor unbekannt – Provided by nl:User:Känsterle on 30. October 2004 to the Dutch Wikipedia., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=385163

Ja, mit Spanien hatten wir bisher nichts am Hut. Werden wir auch nicht mehr viel haben, aber hier nimmt es seinen Ursprung: nach einem Putsch in Spanien muss Isabella fliehen. Der spanische Thron ist also frei, es wird ein Nachfolger gesucht.

Bismarcks schlägt ihn hier vor: Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen.

An dem Namen, vor allem dem ersten, sollte es bei euch klingeln.

Aus welchem Hause stammt der werte Herr?“ (Hohenzollern → hat was mit Preußen zu tun)

„Hervorragend! Eine Nebenlinie sozusagen, aber er ist mit dem preußischen König verwandt.

Einer hat deswegen ganz schön viel dagegen, weil er sich nämlich umzingelt fühlte. Habt ihr eine Idee wer?“

Blank map of Europe 1861.svg: User:Alphathonderivative work: Furfur – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Blank map of Europe 1861.svg:,
CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52762772

„Genau, Frankreich fühlt sich im Sandwich von Preußen. Daher schickt der französische Kaiser seinen Botschafter, um Wilhelm I. davon zu überzeugen, dass es eine schlechte Idee ist.

Es ist Juli. Wilhelm I befindet sich daher gerade nicht in seinem Regierungssitz in Berlin, sondern macht gerade eine Kur, also quasi Urlaub, von seinem stressigen Job.

M. Anzinger, Bad Ems, 1885, Landesarchiv Baden-Württemberg, CC BY 3.0, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-116858

In der Oberstufe würde ich hier nun darauf eingehen, warum er gerade in Bad Ems so oft ist. Die Annexion von Nassau ist nicht lange her, sodass Wilhelm I hier Präsenz zeigen will, um der Beölkerung klar zu machen, dass sie nun zu Preußen gehören.

Dort macht er gerade einen seiner Spaziergänge, wie auch hier – das Bild ist übrigens später entstanden, 1885.

Dort empfängt er aber Benedetti, den Botschafter. In einem langen Gespräch versucht der Botschafter Wilhelm davon zu überzeugen, dem Prinzen Leopold die Thronbesteigung zu untersagen.

Für die Oberstufe habe ich an dieser Stelle eine Idee, die ich aber bisher selbst noch nicht umgesetzt habe. In einem SZ-Artikel las ich, dass in Fontanes Werk Der Krieg gegen Frankreich ganz viele echte Auszüge von Benedettis Memoiren untergebracht sind. Vielleicht würde sich da ein Projekt mit Deutsch anbieten.

Doch schlimmer noch: Wilhelm sollte versichern, dass niemals wieder eine Person aus preußischem Hause den spanischen Thron besteigen würde. Doch Wilhelm lehnte ab – verständlicherweise, könnte man sagen. Auch lehnte er es ab, den Botschafter nochmals zu sprechen – es sei ja alles gesagt gewesen.

Stattdessen sagte er seinem Mitarbeiter Abeken, dass er ein Telegramm nach Berlin zu Bismarck schicken sollte, um ihn über die Vorgänge zu informieren.

Link zum AB von Klett

Dieses Telegramm sehen wir hier links. Ihr seht, sehr viele Höflichkeiten, aus unserer Sicht etwas umständlich formuliert, usw.

Was erfährt Bismarck hier?

(‚zuletzt sehr zudringliche Art’, ‚ich für alle Zukunft mich verpflichte, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur zurückkämen’, ‚dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne’, ‚beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen’, ‚ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich sowohl unseren Gesandten als in der Presse mitgeteilt werden sollte.’)

Und ja, das wollte Bismarck. Die Presse sollte davon wissen. Sie sollte aber nicht das Telegramm bekommen, wie es war:

Ohne, dass ihr den Inhalt lest. Was fällt direkt auf? (→ Es ist viel kürzer)
Sind die Vorgänge dennoch beschrieben? (→ Ja)
Was ist aber dann der Unterschied? (→ Es klingt total unfreundlich und schroff.)

Hmh. Und Bismarck veröffentlicht es direkt, sodass auch am nächsten Tag die französische Presse das Telegramm hast – am 14. Juli.

Da klingelt es hoffentlich bei euch –

Wer kann erklären, warum der 14. Juli in Frankreich besonders ist?“ (Nationalfeiertag, Stürmung der Bastille, Frz. Revolution)

1870 ist es noch kein offizieller Nationalfeiertag (erst ab 1880), aber gefeiert wird trotzdem. Und wenn einen dann so eine aus französischer Sicht Provokation erreicht, ist man empört.

Wir kennen das Motto der Zeit: Krieg. Und genau das macht auch Frankreich, am 19. Juli erklären sie Preußen den Krieg.

Wie reagiert Bismarck? Der kann natürlich sagen, dass man sich jetzt verteidigen müsse. So geht das ja nicht. Also stehen die Preußen hinter ihm.

Ach ja. Gegen wen denkt Frankreich eigentlich zu kämpfen? Gegen Preußen ist klar, aber wen noch? (Norddeutschen Bund)

Aber was wissen sie nicht? (geheime Schutz- und Trutzbündnisse)

Muss ich nochmal fragen, wer wohl gewinnt? (Preußen)

Exactly. Und zwar letztendlich in der Schlacht von Sedan. Schauen wir uns diesen Teil der 5. Stufe an:

In der Oberstufe könnte man hier die Schlacht im September und die Entwicklung bis zum Januar genauer anschauen, unter anderem auch bezüglich der Kommunikation im und mit dem Hauptquartier – auch die Einschätzung von Friedrich Wilhelm, der Kriegstagebuch geschrieben hat, bietet sich an.

Und wenn man jetzt schon mit allen Ländern in Frankreich versammelt ist, kann man auch endlich ein geeintes Deutschland gründen.

Wilhelm I wird zum Kaiser proklamiert, also ausgerufen, Deutschland ist ein Kaiserreich.

So haben wir die kompletten fünf Stufen zur Reichsgründung 1871 hinter uns gebracht.

In der Oberstufe sollten hier die Verhandlungen mit dem bayerischen König sowie der Streit um den Titel behandelt werden. Beides kann man auch während der Gemälde-Stunde(n) behandeln (siehe weiter unten).

So manch ein Historiker nennt das eine „Revolution von oben“.

Wer kann das erklären, was damit gemeint ist?
→ komplette Veränderung durch Einheit, daher Revolution, aber eben nicht vom Volk aus, wie sonst üblich bei Revolutionen, daher von oben, eben durch Bismarck.

Methode: Historienbilder untersuchen

Wir sind mitten im Deutsch-Französischen Krieg in Frankreich, eigentlich ist Frankreich bereits geschlagen, seit Anfang des Monats steht fest, dass ein Kaiserreich gegründet werden soll. Der Kaiser fehlt aber noch. Den will man feierlich ausrufen.
Es gibt mehre Gemälde dazu bzw. Versionen davon, eine zeige ich euch hier. Ihr wisst, was kommt – beschreibt bitte das Bild.

Anton von Werner – Museen Nord / Bismarck Museum: Picture, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2481294
[Es schließen sich weitere Verständnis- und Hinweisfragen an, die zur Untersuchung und schließlich Deutung des Bildes führen sollen. Ich gehe außerdem gern darauf ein, warum diese Körnung ausgerechnet in Versailles stattfinden sollte. Die SuS kommen sehr schnell darauf, dass es eine Demütigung sein sollte, wenn im schönsten und prunkvollsten Schloss Frankreichs der deutsche Kaiser ausgerufen wird.

Wichtig für die Methode ist der Vergleich sowohl mit den anderen zwei Fassungen als auch mit dem Bild der eigentlichen Nutzung des Saals, nämlich als Lazarett. Die SuS sollen auch bei Gemälden das Gestellte entdecken, das Motiv dahinter verstehen.

So auch in den der Fassungen: Als Geschenk für Bismarck sieht das Bild anders als wenn es in die spätere preußische Ruhmeshalle kommen soll.

Gern nehme ich außerdem die Quelle von Werner selbst mit dazu, der quasi sagt, er musste sich etwas überlegen, um den feierlichen Charakter rüberzubringen.]

Anton von Werner – Ursprung unbekannt,
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=231365 
 Creator:Victor Bachereau-Reverchon (Français, 1842-1885) – RMN [1],
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5229576 
Anton von Werner – Im Original 4,3 × 7,3 m. Das farbige Original ist verschollen.,
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8040924 

→ Je nachdem wie viel Zeit man hier noch einplanen möchte, kann dieses Modul verkürzt behandelt oder wirklich länger inkl. Perspektive usw. behandelt werden. Für letzteres gibt es eine kostenlose Kopiervorlage als Power Point von Klett.

Die DGDB bietet noch weitere Erklärungen zu den einzelnen Fassungen an:

Abschluss

Beurteilung von Bismarck – ein Mann, der Geschichte machte?
Nach der gesamten Einheit, die die Stufen zur Reichsgründung ja sehr aus Bismarck-Sicht zeigt, sollen die SuS diese Frage beurteilen können. Es wäre zwar schade, aber wer an dieser Stelle keine Zeit mehr für den Methoden-Einschub mit den unterschiedlichen Gemälden hat, kann diese Frage auch direkt im Anschluss an die fünf Stufen stellen.

 https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/k1000655

Die gesamte PowerPoint-Präsentation mit allen Bildern und Animationen kann man sich hier herunterladen – klicke dazu auf das Bild:

Nochmals alle Bildquellen im Überblick

4 Kommentare

  1. Wow, danke für die ausführliche Beschreibung deiner Einheit! Davon werde ich mich beim nächsten Mal, wenn ich es wieder unterrichte, garantiert profitieren! 🙂

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