Was ist ein Advance(d) Organizer?

Ein Advance Organizer ist eine Methode, die dabei unterstützt, neue Lerninhalte effektiv zu vermitteln. Dabei handelt es sich um eine Art “Vorausblick”, den du den Schülerinnen und Schülern vor einer Unterrichtseinheit gibst, um ihnen zu helfen, das neue Wissen besser einzuordnen und zu verstehen.

So hilft diese Methode den Schülerinnen und Schülern, ihr Vorwissen zu aktivieren und Verknüpfungen zu neuen Informationen herzustellen. Dadurch wird das Lernen im besten Fall tiefer und nachhaltiger.

Für Lehrkräfte bietet der Einsatz von Advance Organizern die Möglichkeit, den Unterricht klar zu strukturieren.

Ich habe übrigens drei Namen für diese Methode gefunden: Advance / Advanced / Pre- Organizer

Ich habe es während meines Referendariats als Advanced Organizer kennengelernt, daher fühlt sich diese Variante für mich am natürlichsten an. 😉

Wer hat’s erfunden?

Die Methode des Advance Organizers geht auf den amerikanischen Psychologen und Pädagogen David Ausubel zurück. Ausubel war ein bedeutender Vertreter der kognitiven Lerntheorie und veröffentlichte in den 1960er Jahren seine Arbeiten zum Thema “Meaningful Learning” (bedeutungsvolles Lernen).

In seinem Buch “Educational Psychology: A Cognitive View” (1968) beschreibt Ausubel, wie wichtig es ist, dass neue Informationen in ein bestehendes Wissensnetzwerk eingeordnet werden. Er führte den Begriff des “Advance Organizer” ein, um ein Mittel zu beschreiben, das Lehrer nutzen können, um den Lernenden zu helfen, neue Konzepte besser zu verstehen, indem sie sie mit bereits bekannten Informationen verbinden.

Quelle: http://methodenpool.uni-koeln.de/organizer/quellen.html

Ein Beispiel

Im Englischunterricht der Klasse 9 wollte ich die Unit 1 Australia ein bisschen individueller planen. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich mehr einbringen können, indem sie nur manche Aufgaben auswählen, die sie weiterbringen, oder entscheiden, WIE sie die Aufgabe bearbeiten wollen.

Dazu habe ich alle Materialien, die zum Kapitel gehören, angeschaut und überprüft, inwiefern sie Pflicht- oder auch Wahlaufgabe sein sollen. Des Weiteren habe ich überlegt, welche Angebote die Schüler selbst erarbeiten können, z.B. auch in Partner- oder Gruppenarbeit, und bei welchen ich eine Plenumsphase haben wollte, bspw. durch einen kurzen Lehrervortrag. Die Lösungen aller Aufgaben finden sie online, wenn sie den QR-Code scannen – genauso wie mögliche Audios.

Außerdem habe ich vor Beginn der Reihe die Klassenarbeit erstellt und diese mit den Themen ebenfalls auf dem Arbeitsblatt platziert. So sieht es aus:

Canva hat mir viele nette Optionen geboten. Dort stellte ich „Dokument A4 Querformat” ein. Vorlagen für das Design findest du unter den Suchbegriffen „Organizer” oder „concept map”.

Die Umsetzung

Die Schüler nutzen so auch die veränderte Sitzordnung mit manchen Tischen zur Wand bzw. Fenster viel besser aus. Manchmal gehen sie auf den Schulhof, um z.B. ein Video aufzunehmen. Außerdem haken sie ab, was sie bereits bearbeitet haben und sehen so ihren eigenen Fortschritt. Sie wissen, was sie bis zu den Herbstferien noch bearbeiten müssen und was sie schon geschafft haben.

Im Klassenraum hängt das Arbeitsblatt als A3-Druck in bunt aus, sodass sie auch die Aufgaben bearbeiten können, wenn sie es mal vergessen haben. (Und auch sehen, wie schön ihre s/w-Kopie eigentlich wäre… 🙃)

Interessant finde ich, dass einige Schüler auch wirklich die freiwilligen Aufgaben, z.B. die zur Grammatik, bearbeiten. Anfangs wies ich noch darauf hin, dass es ja „voluntary” ist, doch bis auf 1-2 Ausnahmen bekam ich die Antwort, dass sie gemerkt haben, sie fühlten sich noch nicht so sicher und würden daher die Aufgaben bewusst bearbeiten.

Mein Eindruck

Insgesamt habe ich wirklich das Gefühl, dass die Klasse konzentriert an den Aufgaben arbeitet und das Experiment auch annimmt. Vor allem, weil sie wissen, dass sie wirklich entscheiden dürfen, besonders bei der Anzahl der Übungsaufgaben. Wenn sie die participle clauses bereits nach zwei Übungen verstanden haben, müssen sie eben nicht alle 15 vorhandenen Aufgaben bearbeiten nur UM sie eben „abzuarbeiten”.

Ich habe währenddessen viel mehr Möglichkeiten zu den einzelnen Schülern zu gehen, den Prozess zu beobachten und bei Fragen zu unterstützen.

Dass der ein oder andere mal ein paar Minuten mehr Pause macht, ist klar. Ist für mich aber auch in Ordnung, weil sie wissen, sie sind selbst in der Verantwortung!

Unterschied zur „Lernlandkarte”

In meinem Beitrag zu den Lernlandkarten findest du unter anderem dieses Beispiel:

Wenn du auf das Bild klickst, gelangst du auch zu dem Beitrag zur Lernlandkarte in Bezug auf Klassenarbeiten.

Bei dieser Art schreibe ich gezielt für die Klassenarbeit auf, was sie schon beherrschen sollten und was sie dann vielleicht noch üben können. Hier steht die Formulierung „Ich kann” im Vordergrund. Evtl. wäre dies eher die „Post-Organizer”-Form, also nachdem man die Einheit hatte.

Fazit und Ausblick

Klar abgrenzen kann man die beiden Dinge aber nicht, schätze ich. Auf der Seite der Lehrerfortbildung Baden-Württemberg habe ich ein Beispiel gefunden, das auch eher „Ich kann”-Formulierungen nutzt:

Quelle:
https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/religion-ev/gym/bp2004/fb1/9_bspl/3_lern/3_organizer/index.html

Ob mein Beispiel komplett den Anforderungen eines „Advanced Organizer” entspricht, kann ich auch nicht sagen. Aber ich habe es einfach mal probiert und bin momentan mit der Umsetzung zufrieden. 😇 Viele haben mir auch bei Instagram geschrieben, dass sie oft von der Methode hören, vor allem im Ref, aber nie so richtig Beispiele gezeigt bekommen. 🤷🏻‍♀️

Ich bin gespannt, was ihr dazu sagt!

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