Tafel und Bewegung – klassisch und interaktiv!
In meinem Lateinkurs in der sechsten Klasse habe ich letztens wieder meine Karteikärtchen genutzt. Das ist genau so eine Art der “analogen Medien”, die ich sehr schätze. Alle haben etwas zu tun, sind mit eingebunden, stärkere Schüler können sich bei Bedarf etwas mehr einbinden, aber schwache Schüler können genauso ihren Teil leisten.
Das aktuellste Beispiel in oben erwähntem Lateinkurs hatte ich bei Instagram gepostet und wurde gebeten, das Vorgehen etwas genauer darzustellen. Dem komme ich natürlich gern nach 😉
Vorbereitung
Entweder nutze ich Karteikarten oder stärkeres Papier (≈ ab 120g) und schneide dieses dann auf DIN A6 zu.
In die Mitte der Karte schreibe ich ein Wort, z.B. ein Substantiv oder Adjektiv. Das sollte wirklich mit einem dickeren Stift schön groß geschrieben werden, damit es auch alle Schüler sehen können.
Dann nehme ich kleine Magnete mit, damit die Kärtchen an die Tafel gepinnt werden können.
Durchführung
Die Karten kommen alle in einen kleinen Beutel und jeder Schüler zieht daraus (mindestens) eine. Die Anzahl hängt natürlich etwas davon ab, wie viele Karten es sind, welches Thema behandelt wird und auch, welche Schwierigkeitsstufe man haben möchte.
An der Tafel bereite ich dann meist eine Art Struktur vor. Im eingangs erwähnten Beispiel habe ich die Kasus vorgegeben sowie Singular und Plural.
Nun hat man zwei Möglichkeiten: entweder die Schüler stehen direkt auf und “pinnen” ihre Karte an die passende Stelle. Oder man wartet bis alle Schüler ihre Karten haben und lässt dann, je nach Kurs-/Klassengröße, alle Schüler auf einmal oder gruppenweise nach vorn kommen, um die Kärtchen aufzuhängen.
Interessant ist dann die Dynamik, die sich ergibt. Manche Schüler bleiben vorn stehen und hängen fehlerhafte Karten direkt um oder stehen etwas von der Tafel entfernt mit einem Partner und diskutieren darüber, ob etwas richtig oder falsch ist.
Das ist für mich als Lehrperson die interessanteste Phase, da ich hören und sehen kann, welche Gedanken sich die Schüler über die Grammatik, in diesem lateinischen Beispiel, über die Endungen machen.
Sobald alle Karten hängen, wird der Gesamtüberblick bewertet und evtl. noch einmal verändert.
Im Anschluss könnte man dann klassische, vor allem rhythmisierte Sprechübungen machen, wie z.B. Deklinationen aufsagen, im Chor sprechen, die Zeit stoppen, usw.
Die Schüler finden die Kärtchen immer super, da sie in Bewegung sind und gleichzeitig ihr Wissen zeigen und selbst überprüfen können
Tipps
Aufhängen | Wenn man die Karten wirklich oft einsetzen möchte, da sie sich zum Beispiel für unterschiedliche Grammatikübungen eignen, würde ich sie nicht nur laminieren, sondern vor allem auf der Rückseite mit Magnetband versehen. Dann spart man sich die vielen einzelnen Magnete und hat sogar noch einen kleinen “Zaubereffekt”, weil sie “einfach so” hängen bleiben. Auf Klebeband würde ich hingegen bei dieser langfristigen Form verzichten, da man die Karten dann nicht so gut und schnell tauschen und verschieben kann. #Protipp: Je schwerer die Karte ist, z.B. durchs Laminieren, desto größer sollte der Magnetstreifen sein
Farben | Ich bin ein großer Fan von Farbkodierung und sehe einfach die vielen Vorteile, wenn bestimmte Farben für bestimme Aspekte stehen. Auf Latein gibt es beispielsweise mehrere Möglichkeiten, wie Adjektive dekliniert werden. Hier nutze ich dann unterschiedliche Farben: Zum einen, damit ich den Schülern eine kleine Hilfestellung geben kann, zum anderen, damit es im Gesamtbild übersichtlicher aussieht
Aufstehen | Ich würde davon abraten Schüler einzeln nach vorn kommen zu lassen, da dann alle Augen auf den einen Schüler gerichtet sind und der Druck vielleicht etwas künstlich zu hoch ist, ob man es denn an die richtige Stelle hängt. Im Gewusel fällt auch ein etwas unsicherer Schüler nicht zu stark auf
Zeitvorgabe | Die angesprochene Dynamik vor der Tafel kann manchmal auch etwas ausarten. Wenn alle Karten hängen, stelle ich dann manchmal einen Timer, sodass die Schüler sich beim Tonsignal wieder setzen sollen, sodass wir dann alle gemeinsam das Gesamtbild sehen und etwaige Änderungen vornehmen können
Rhythmus | Bei den Sprechübungen einen gewissen Rhythmus einzuüben und den vielleicht anfangs sogar noch mit Klatschen zu unterstützen, wirkt Wunder! Bei den Deklinationen beispielsweise betone ich oft die Endungen, weil hier der Unterschied liegt und man so den meiner Meinung nach besten Rhythmus erzielt. Lustig wird es dann natürlich, wenn einzelne Schüler das Ganze mit “Fingerschlagzeug” unterlegen. Wie gesagt, Humor und Lachen dürfen nicht fehlen, erst recht nicht bei trockenen Grammatikeinheiten
Klapptafel | Ich lasse die Karten immer in der Mitte der Innentafel aufhängen. So kann ich auch mit den Flügeln einzelne Teile zuhängen und das Aufsagen etwas schwieriger machen. Beispielsweise klappte ich hierbei zuerst die Singular-Seite zu, ließ die Deklination aufsagen, und klappte dann die Plural-Seite zu, sodass es keine Unterstützung mehr gab.
Einsatzmöglichkeiten
Das beschriebene Beispiel zeigt natürlich ganz klar den Einsatz im Grammatik-Bereich. Ob es nun Deklinationen, Konjugation o.ä. sind, das bietet sich alles an. Erweitern kann man den ersten Teil dann durch Paarbildungen, wie hier im Beispiel durch Zuordnen der richtigen Adjektiv-Form zu den Substantiven. Da kann die Kongruenz auch bei unterschiedlichen Deklinationen (z.B. mater bona) gut deutlich gemacht werden
Darüberhinaus verwende ich die Karten auch immer zur Wiederholung der alten Vokabeln vor Klassenarbeiten. Dann sind die Karten aber in Schülerhand, müssen beschriftet, aufgehängt und beurteilt werden – ob z.B. alles Wichtige enthalten ist. Diese Gesamtübersicht dürfen sich die Schüler dann abfotografieren und haben ihre Lernliste inklusive wichtiger Tipps für die anstehende Arbeit. Hier nutze ich meist normale Magnete oder tatsächlich Klebeband, da eignet sich aufgrund des einmaligen Einsatzes kein Magnetband
Weitere Einsatzmöglichkeiten und Erweiterungen sind natürlich jegliche Arten von Brainstorming, Wortschatzarbeit im Sinne von Wortfeldern und auch Vermutungen im Book-Blurb-Stil.
Was denkt ihr? Habt ihr noch weitere Ideen für Einsatzmöglichkeiten oder sogar noch weitere Tipps und Tricks?