In diesem Jahr ist es so weit: Meine lieben Schäfchen, aka Englisch-Abiturienten, werden ihr Abitur ablegen. In den letzten 1,5 Jahren haben wir gemeinsam viel erlebt, gelernt, verworfen und neu entwickelt. Hintergrund: In meinem ersten Leistungskurs wollte ich es anders machen. So digital und so. Und auch noch so kooperativ, ach klar, und kollaborativ.

Mein Glück: Meine Kollegin, mit der ich bereits viele Materialien in den letzten Jahren ebenfalls kollaborativ erarbeitet habe, bekam den anderen LK in der gleichen Schiene. Juchu!

Wir einigten uns schnell darauf, dass wir mit dem Kurs mit dem Cloud-Speicher GoogleDrive arbeiten wollten. Außerdem sollte jede Stunde kooperativ angelegt sein: Die Schüler sollten von Anfang an in Gruppen mit festgelegten Rollen sitzen und diese regelmäßig wechseln.*

Das klappte über das Jahr hinweg gut, sodass wir beschlossen, ebenfalls die Wiederholungseinheit nach den Weihnachtsferien, die nochmals alle Themen, Textsorten und Zieltexte rekapitulieren soll, digital und mit Hilfe von GoogleDrive  zu gestalten.

In diesem Blogartikel beschreibe ich das genaue Vorgehen und zeige Einblicke in die Materialien. Wer Interesse hat, kann sich am Ende das gesamte Google-Dokument herunterladen.

*Wahrscheinlich wird es in naher Zukunft auch noch einen Blogartikel über dieses Unterrichtsszenario geben. Den werde ich dann hier verlinken. Bis dahin: Stay tuned.

Die Planung

Vorabiturklausur

Zuerst mussten wir uns überlegen, welche Themen unsere Vorabiturklausur abdecken sollte. Da diese “unter Abiturbedingungen” stattfinden soll, mussten wir also in jedem Fall zwei Vorschläge zu zwei unterschiedlichen Themen konzipieren – ein Thema aus dem letzten Jahr (Q1), ein Thema aus diesem Jahr (Q2).

Hinzu kommt, dass der bereits festgelegte isolierte Teil die Mediation (Sprachmittlung) sein wird. Ganz pragmatisch wird also während der Revision-Reihe fast ausschließlich diese als isolierte Kompetenz eingeübt.

Reihenfolge der Themen

Nachdem die zwei Vorschläge ausgearbeitet waren, konnten wir uns also an die Reihenfolge der gesamten Themen setzen. Diese sollten irgendwie sinnvoll aufeinander aufbauen als eben auch die zwei Themen, die in der Klausur abgefragt werden, wiederholen.

Materialien

Das klassische Element während der Reihe sind die Beispielklausuren. Abiturklausuren der letzten Jahre, Texte aus Abi-Trainern und Texte, die wir online gefunden und für gut befunden haben, machen unseren Materialpool aus. Schwierig war es allerdings geeignete Mediation-Texte zu den Themen zu finden. Diese sind oft viel zu lang und müssen gekürzt werden oder verbinden sehr viele unterschiedliche Themen in sich.

Zieltextformate

Darüberhinaus möchten wir in der Reihe nicht nur die Themen, sondern, wie bereits erwähnt, auch die möglichen Zieltextformate einüben. Das ist Lehrerjargon für diejenigen Texte, die die Schüler mit gewissen Aufgaben selbst produzieren sollen.

Das Schulministerium NRW war so freundlich und hat alle Formate, die im Abitur abgefragt werden können, nochmals als Übersicht online veröffentlicht. → Bei Klick auf das Bild öffnet sich deren PDF-Dokument.

Natürlich haben wir bereits in den vergangenen Klausuren der Jahrgangsstufe Q1 (11) und Q2 (12) versucht diese unterzubringen. Manche allerdings bieten sich so selten an, dass wir sie in dieser Wiederholungsreihe auf jeden Fall “verwurschteln” müssen/möchten.

Unterrichtsmaterialien

Wo wir gerade dabei waren den gesamtem Materialpool für alle Themen zu füllen, dachten wir uns auch, dass wir so großzügig sein können und nochmals alle notwendigen Arbeitsblätter, die wir während des Unterrichts der letzten 1,5 Jahre ausgeteilt hatten, ebenfalls anbieten – man weiß ja nie 😉

So sieht unser mit beiden Kursen geteilter Ordner bei GoogleDrive nun aus:

Jeder Ordner ist nochmals unterteilt:

Der Terminplan

Damit wir auch wirklich in der verbleibenden Zeit alle Themen unterbringen können, haben wir ebenfalls im Voraus einen genauen Terminplan erstellt, was wann gemacht wird. Entgegen der eigentlichen Praxis, dass wir die Schüler selbst ein Thema wählen lassen, haben wir die Präsentation der Themen diesmal im Voraus zugeteilt. Erstens erleichterte das die Planung, zweitens war es viel schneller und drittens konnten wir bei den Themen, die zeitlich etwas knapper lagen, sicher sein, dass sie von diesen Schülern auch bearbeitet werden. Ein weiterer Faktor war, dass wir uns überlegt haben, wem welches Thema gut in der Vergangenheit lag und wem es vielleicht gefallen würde.

Ein Ausschnitt:

Ein kleines Grummeln gab es schon als die Schüler vor vollendete Tatsachen gesetzt wurden, sie akzeptierten es aber schnell. Der Vorteil war wohl auch, dass sie so genau wussten, woran sie sind und eine genaue Planung von den nächsten Wochen hatten.

Die Aufgaben der Schüler

Der gesamte Kurs wird immer unterschiedlich in Gruppen aufgeteilt, die diverse Aufgaben bewältigen müssen.

Google Slides

Grundlage sind die Wiederholungspräsentationen. Dazu wurden bereits im Terminplan zwei bis drei Schüler eingeteilt.

Als Lehrer haben wir ähnlich wie bei den Klausuren verschiedene Aufgaben formuliert (um auch noch die Operatoren zu wiederholen). Dazu haben wir Tipps gegeben, z.B. welches Material genutzt werden sollte. Die Schüler entscheiden aber selbst, wie sie die Informationen, die sie herausgearbeitet haben, dem Kurs präsentieren. Die einzigen zwei Voraussetzungen sind, dass sie eine Google Slide erstellen und diese ebenfalls mit einem Bildschirmaufnahme-Programm vertonen, z.B. mit Screencastomatic. Beide Dateien werden allen Kursmitgliedern – von beiden Kursen ! – in dem dafür vorgesehenen Ordner zur Verfügung gestellt.

Das ist die allgemeine Aufgabenstellung für die Schüler:

Das sind die detaillierten Aufgaben für das erste Thema, an denen sich die GoogleSlide orientieren soll:

Beispielklausuren

Den Rest der Zeit sowie in der nächsten Stunde wird an den Beispielklausuren gearbeitet. Dabei übernimmt das Team, das die Google Slide erstellt hatte, immer den Comprehension-Teil. Die anderen können sich frei zuteilen, wobei sie darauf achten sollen, dass sie am Ende jeden Aufgabenteil mindestens ein Mal bearbeitet haben.

Die Aufgabenstellung sieht im Allgemeinen so aus:

Zusätzlich haben wir Tipps zu jeder Aufgabe zum Vorgehen gegeben. Dabei haben wir uns an diversen Abi-Trainern, z.B. von Cornelsen, orientiert.

Die Vorstellung und Bewertung

Jedes Thema “bekommt” drei Schulstunden (jeweils 70 Minuten).

In der ersten Stunde schauen wir uns gemeinsam das Video, also die aufgenommene Präsentation an. Im Anschluss werden durch das verantwortliche Team eventuelle Fragen geklärt und es wird ein kurzes Feedback gegeben.

Dann werden die einzelnen Aufgaben zugeteilt. Die Schüler lesen in der verbleibenden Stunde die Texte und legen im Idealfall eine Gliederung bzw. Stichpunkte für ihre Aufgabe in einem GoogleDoc an. Wir als Lehrperson stehen unterstützend zur Seite und helfen zum Beispiel bei Textverständnisschwierigkeiten.

Die zweite Stunde wird komplett für die Fertigstellung der Teilaufgaben verwendet. Auch hier sind wir bei Problemen oder Fragen immer zur Stelle. Für besonders schnelle Schüler, die ihre Aufgabe auch zufriedenstellend erledigt haben, haben wir meist einen Reservetext zum Thema im Schulbuch zur Hand. Wenn es aber nur noch ein paar Minuten sind, dürfen sich diese Schüler gern ihre wohlverdiente “individuelle Pause” nehmen – oder tatsächlich auch den anderen helfen.

In der dritten Stunde steht dann das Sichten der Aufgaben und die Bewertung im Mittelpunkt.

Die Schüler speichern ihre Aufgaben alle in einem gemeinsamen Ordner, sodass sie schnell auffindbar sind:

Diese arbeiten wir nacheinander ab. Die Schüler sollen wenn möglich ihre eigenen Laptops oder Tablets mitbringen, damit der Bildschirm zum Kommentieren größer ist. Einigen reicht aber auch ihr Handy völlig aus. Da ich zwei alte Tablets habe, stelle ich diese in den Stunden auch noch zur Verfügung.

Im Grunde sitzen wir also alle in einem Raum, lesen das gleiche Dokument, schreiben Kommentare oder “verbessern” im “Vorschlagen”-Modus direkt im Text und unterhalten uns über die Resultate.

 

Diese Bewertungsstunde habe ich bisher zwei Mal gehabt und sowohl mein Eindruck als auch die Rückmeldung der Schüler ist, dass dieses Vorgehen gut klappt und uns weiterbringt.

Die Hausaufgabe der Schüler ist es dann noch, die gemachten Verbesserungen in ihren eigenen Text einzuarbeiten, sodass es wirklich für alle eine Art Musterlösung für die Klausuren gibt.

Ich bin mit diesem Vorgehen wirklich zufrieden. Ich poste ein Update, wenn ich mehr Stunden davon erlebt habe. Doch bisher kann ich wirklich sagen: Abiturvorbereitung mal anders – geglückt ✅

PS: Wie versprochen, gibt es hier den Terminplan als Vorlage mit farblichen Unterscheidungen der Tage. Einfach Kopie erstellen, in eigene Ablage einfügen und überschreiben. So hat jeder bereits seine eigene Vorlage ohne etwas am Original zu ändern 📝🤓

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